19. August |
Veröffentlicht von haagsrapp
Igel, Wildtier
Wir haben einen Igel gefunden – was nun? Mit dieser Frage werden viele Tierfreunde von August bis November jeden Jahres konfrontiert. Wir hoffen, Ihnen mit ein wenig Basiswissen zum Thema „Igelhilfe“ unter die Arme greifen zu können:
Sie sollten sich Fundumstände, Funddatum und Uhrzeit sowie das Gewicht notieren. Auch die Fundstelle ist wichtig, da der Igel nach Genesung möglichst dort wieder ausgesetzt werden sollte. Es ist sehr wichtig das Geschlecht zu bestimmen, denn es könnte sich um eine noch säugende Igeldame handeln. Die meisten Igelbabys werden im Zeitraum August bis September geboren und ein Verschwinden des Muttertieres kann fatale Auswirkungen haben. Igeldamen erkennt man an der Vaginalöffnung direkt über dem Anus, während das Igelmännchen einen Hautknopf in der Mitte der hinteren Körperhälfte besitzt. Ist das Tier an der Bauchseite deutlich kälter als die eigene Hand, sollte es aufgewärmt werden. Eine Gummiwärmeflasche oder Wärmeakku aus Plastik, die leicht wärmer sind als die eigene Haut, bieten genügend Wärme für das unterkühlte Tier.
Die richtige Unterbringung ist ebenso wichtig. Igel sind Einzelgänger, die nur in der Paarungszeit aufeinander treffen. Jeder Igel, den Sie aufnehmen, muss also einzeln gehalten werden. Die Ausnahme bilden verwaiste Igelbabys – sie vertragen sich eine Zeit lang miteinander. Ein Igelgehege sollte etwa 1x2m Grundfläche haben und mindestens 50 cm hoch sein. Es sollte in einem Raum mit Zimmertemperatur und Tageslichteinfall stehen. Der Boden des Geheges kann dann mit Zeitungspapier ausgelegt werden. Dort hinein kommt ein Schlafhäuschen, das beispielsweise aus einem kleinen Karton mit einem Schlupfloch gebaut werden kann. Dieses wird dann mit Küchenpapier ausgepolstert. Das Gehege sollte regelmäßig gereinigt werden.
Die richtige Ernährung ist enorm wichtig und möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Als Grundfutter kann Katzendosenfutter, hartgekochte Eier, Rührei, angebratenes Rinderhackfleisch oder gekochtes Geflügelfleisch angeboten werden. Auf die Fütterung von rohem Fleisch ist wegen der Salmonellengefahr zu verzichten. Als Beifutter kann man ballaststoffreiches Igeltrockenfutter ( im Handel erhältlich) oder einen Esslöffel Haferflocken anbieten. Igel sind zudem stets mit frischem Wasser zu versorgen – Milch ist als Tränke ungeeignet. Igel sind keine Vegetarier sondern Insektenfresser. Sie können also Obst entsprechend schlecht verwerten, obwohl sie es fressen. Es schmeckt süß und wird deshalb aufgenommen, kann aber dennoch nicht den entsprechenden Nährwert aufweisen. Ob die Ernährung des Igels richtig ist, kann man an der Gewichtszunahme des Tieres erkennen. Ein Tier, das großen Nachholbedarf hat, kann täglich bis zu 15 g zunehmen. Zur entsprechenden Gewichtskontrolle wiegt man den Igel erst täglich und dann im Abstand von einer Woche.
In Deutschland ist der Europäische Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) heimisch. Lebensraum sind Garten- und Parklandschaften. Hauptnahrungsquellen sind Maden, Käfer, Schnecken, Würmer und gelegentlich Aas. Im Herbst legen Igel einen Fettspeicher an. Dieser ist wichtig, da sie während ihres Winterschlafes bis zu 40 % ihres Körpergewichtes verlieren. Paarungszeit ist zwischen Mai und August. Hauptwurfzeit ist im August. Die Jungen werden etwa sechs Wochen lang von der Mutter gesäugt und öffnen die Augen erst nach ca. 14 Tagen. Einrollen können sie sich ab dem 16. Lebenstag. Feste Nahrung nehmen sie mit etwa 25 Lebenstagen zu
sich.